Godox AD360 Bare-Bulb Blitz
Liebe Leser und Follower von alphatierchen. Diesen Artikel möchte ich dem Godox AD360 Mark I widmen. Auf die Godox
Blitzsysteme möchte ich in folgenden Artikeln weiter eingehen und Euch die Möglichkeiten und Konnektivität näher bringen.
Viele von uns sind mit einem Kompaktblitz, oft auch als Speedlites oder Aufsteckblitz bezeichnet, durchaus zufrieden.
Aber es gibt auch diejenigen unter uns, welche selbst mit der höchsten Blitzleistung vieler Kompaktblitze, von Leitzzahl 60 an Ihre Grenzen stoßen.
Ebenso erging es auch mir. Kompaktblitze haben durchaus Ihre Berechtigung und auch ich setze Sie gern ein.
Da Sie klein, leicht und handlich sind, kann man sie hervorragend nutzen, um Körper- oder Gesichtspartien auszuleuchten, an unzugänglichen Stellen platzieren oder mit günstigen Farbfolien versehen, um farbliche Akzente im Hintergrund zu setzen.
Hat man aber größere Objekte oder Personen formatfüllend auszuleuchten reichen Kompaktblitze nicht mehr aus. Hier kommen Studioblitze oder wenn man mobil bleiben muss, Portys ins Spiel.
An sich ist ein Porty ein Studioblitz mit Akku. Der Begriff Porty wurde meines Wissens erstmals von der Firma Hensel verwendet und ist heutzutage ein geläufiger Begriff für mobile Studioblitze mit Akku-Pack.
Bei Kompaktblitzen und Portys ist zu unterscheiden, ob Sie manuell oder mit TTL arbeiten.
Manuelle Blitzsteuerung ist viel einfacher als es klingt. Kurz gesagt, ist das Bild zu dunkel steigert Ihr die Leistung Eures Blitzes und ist das Bild zu hell, verringert Ihr die Leistung.
Besonders im Studioeinsatz, unter gleichbleibenden Bedingungen bringt eine manuelle Einrichtung eher die gewünschten Ergebnisse, als eine automatisierte Belichtung.
TTL bedeutet Through The Lens, womit das Messverfahren gemeint ist. Diese Blitzgeräte senden einen schwachen Vorblitz aus und messen über den Sensor, dass durch das Objektiv einfallende Licht und die benötigte Lichtmenge, um das Motiv korrekt zu belichten. Ausgelöst wird dann erst mit dem unmittelbar folgenden Hauptblitz.
In diesem Artikel gehe ich auf den von mir verwendeten Godox AD360 Mark I ein, welcher ein manuelles Blitzgerät ist. Mittlerweile gibt es aber eine Mark II Variante, welche auch TTL unterstützt.
Es gibt ebenfalls eine schwächere Variante, den AD180 und eine stärkere Version, mit dem AD600.
Die AD-Reihe gehört zu den Bare-Bulb Blitzen, was bedeutet, dass der Blitzkopf frei liegt und man unterschiedliche Lichtformer anbringen kann. Somit seid Ihr flexibler im Einsatz und könnt das Licht besser steuern. Zudem erhaltet Ihr auch eine deutlich bessere Ausleuchtung, aufgrund der besseren Lichtverteilung .
Beim AD180/360 sind der Blitzkopf und die Energieversorgung voneinander getrennt. Dies hat den Vorteil, dass der Blitzkopf die Größe und das Gewicht eines
Kompaktblitzes hat und man über ein Kabel den Akku, mittels integrierter Klemme am Körper oder an einem Stativ befestigen kann.
Zur Leistung des AD360 gibt es verschiedene Aussagen. Laut Tests soll er keine 360 Ws, sondern ca. 310 Ws haben. Aber er hat deutlich bessere Lichteigenschaften als
der beste Kompaktblitz. Dies ist seiner Bauform geschuldet, welche eine höhere Lichtausbeute begünstigt und man mit Adaptern und größeren Softboxen arbeiten kann. Hierfür gibt es eine S-Type-Bracket mit Bowens-Bajonett, somit kann man die verschiedensten Softboxen günstig dazu erwerben.
Sofern man Studioblitze nutzt und diese ebenfalls einen Bowens-Anschluss haben, könnt Ihr Geld sparen und die bisherigen Softboxen auch mit diesem Gerät nutzen oder spätere Studioblitze damit betreiben.
Selbst bei voller Leistung muss man nicht wirklich Überhitzung befürchten, dies kann ich aus der Praxis berichten. Dennoch gibt es einen Überhitzungsschutz, der nach 75 kurz hintereinander folgenden Blitzsalven auf voller Leistung und nach 300 Blitzsalven bei 1/8 Leistung eingreift.
Eine genaue Auflistung des Überhitzungsschutzes findet Ihr hier in tabellarischer Form:
Überhitzungsschutz – wann schaltet sich der AD180/AD360 ab
Leistungs-Level / Anzahl der Auslösungen (Durchschnittl.)
1/1 75
1/2 100
1/4 200
1/8 300
1/16, 1/32 400
1/64, 1/128 500
Hierbei wird immer von aufeinander folgenden Blitzsalven, ohne Unterbrechung ausgegangen.
Ein weiteres sehr starkes Feature des Godox AD360 ist die HSS Funktion (High Speed Synchronisation), welche mit mindestens der 4fachen Leistung von normalen Kompaktblitzen aufwarten kann.
Dank HSS könnt Ihr Wassertropfen einfrieren, da der Bare-Bulb bis zu 1/8000 Sekunde synchronisierbar ist. Sony Kameras unterstützen in der Regel eine Blitzsynchronzeit von 1/180s und 1/250s, mit dem AD360 seid Ihr deutlich flexibler, könnt kürzere Verschlusszeiten nutzen und man kann so auch gegen die Sonne blitzen und erhaltet den beliebten Porty-Look.
Der sehr starke 4500 mAh Akku (Godox PB 960) leistet 450 Blitze bei voller Leistung, welche man selten benötigt und somit die Blitzleistung nochmals deutlich steigert. Die Recycling Zeiten sind für die Leistung des Blitzes von Hause aus schon angenehm kurz. Mit dem Y-Kabel DB-02 kann man diese aber nochmals halbieren, was ich aus eigener Erfahrung nur empfehlen kann.
Positiv zu erwähnen sind die sehr gute Verarbeitung, die Funkreichweite von 100m, das gut ablesbare und klare Display und eine einfache und intuitive Bedienung. Der Blitz zeigt mittels Signalton Leistungsänderung an und wenn das Recycling abgeschlossen ist.
Obwohl er von den Modellbezeichnungen nur für Nikon und Canon gebaut wird, kann man ihn dank entsprechendem Transmitter, X1T-S mit jeder Sony-Kamera mit
Multi-Interface-Shoe ansteuern. Mittlerweile gibt es Transmitter für Sony, Canon, Nikon, MFT (Panasonic und Olympus), Fuji und Pentax.
Ihr könnt den AD360 sowohl über Euren Blitzschuh mit Mittenkontakt, als auch entfesselt nutzen. Godox bietet Euch sogar die Möglichkeit den Blitzschuh gegen eine
Bodenplatte mit 1/4 Zollgewinde zu wechseln. Die Bodenplatte ist im Lieferumfang bereits enthalten. Leider habe ich noch keinen Anbieter gefunden, bei dem man die Bodenplatte nachkaufen
kann.
Sehr angenehm und durchdacht ist, dass die Energiekabel mittels Arretierung gesichert werden. Somit wird ein versehentliches Lösen der Kontakte, beim mobilen Einsatz verhindert.
Sehr überzeugend ist die fein justierbare Lichtmenge, welche man von 1/1 bis 1/128, in 1/3 Blendenstufen einstellen kann. Die Differenzierung der Lichtmenge in den
1/3 Stufen ist sehr gut wahrnehmbar.
Es gibt auch ein paar Punkte welche man am AD360 bemängeln muss oder kann.
Zum einen wird der Blitz nur mit amerikanischem Stromstecker und EU-Adapter ausgeliefert. Der mitgelieferte Eurostecker-Adapter ist leider unbrauchbar, da er aufgrund seiner Bauform nicht in deutsche Steckdosen passt. Es sind zwei Ecken zuviel und wenn man diese entfernt, liegt das Innenleben des Steckers frei. Und dort fließt Strom!
Ich empfehle daher aus Sicherheitsgründen einen passenden Adapter zu kaufen. Diesen erhaltet Ihr bei Ebay bereits für 2-3 €.
Bedauerlich ist, dass der AD360 kein Einstelllicht besitzt, was der Bauform geschuldet und verkraftbar ist. Da aber kein Einstelllicht vorhanden ist, kommt deutlich schmerzlicher das schwache und damit unbrauchbare Fokuslicht zum Tragen. Trotz dass es zwei dieser Fokuslichter am AD360 gibt, bringen sie nicht genügend Leistung.
Besonders bei der Verwendung von Softboxen fällt das blockierte Fokushilfslicht negativ auf.
Ein Receiver ist im Mark I noch nicht verbaut, aber dank dafür vorgesehenen USB-Anschluss könnt Ihr mittels XTR-16 Receiver das Gerät mit 2,4 GHz und mit FT-16 Receiver mit 433 MHz ansteuern. Da aber HSS mit der FT-16 nicht nutzbar ist, empfehle ich den XTR-16 Receiver.
Zu erwähnen ist das der AD360 weder Staub noch Spritzwassergeschützt ist. Dies sind die meisten Speedlites ebenfalls nicht und es sollte daher im Fotoalltag nicht von Belang sein.
Der Godox AD360 ist auch unter anderen Markennamen bekannt:
Da Godox, meines Wissens nach auch für fünf andere Firmen produziert, kann man baugleiche Modelle umgebranded unter anderem Namen am Markt finden.
zum Vergleich:
GODOX Witstro AD-360 - 427 € (Link)
(Alle Preise stand: Mai 2018)
Anmerkung:
Meiner Erfahrung nach sind diese Geräte meist teurer als die von Godox angebotenen Modelle. Da es sich um identische Geräte handelt, sind alle im Zubehör aufgeführten Produkte mit diesen Blitzen kompatibel.
Zubehör
Da man die meisten Godox-Produkte bei Amazon zum günstigsten Preis erhält und ich mich ebenfalls bei Amazon damit versorge, verwende ich die mir vorliegenden Amazon-Preise. Auch beim Zubehör kann man umgebrandete Produkte erwerben.
Ich habe mich für mobile Einsätze für das Octabox-Kit AD-S7 entschieden. Dieses ist bei Amazon für 28 € erwerbbar und ist wie alle Godox-Produkte preislich äußerst attraktiv.
Ihr erhaltet für einen geringen Betrag eine 48 cm Octabox, mit Diffusor, Beautydish-Einsatz und Grid.
Um Euren Godox AD180/360 fernbedienen zu können benötigt Ihr einen Transmitter und Receiver.
Der passende Receiver ist der XTR-16 (Amazon: 20 €), welcher im 2,4 GHz Bereich arbeitet und Einstellsignale direkt an Euren Godox-Blitz weitergeben kann.
ACHTUNG: Es gibt auch einen XTR-16s. Dieser Receiver unterstützt zwar das 2,4 GHz Funksystem, ist aber nicht für Blitze der AD-Reihe geeignet, sondern für die Kompaktblitze-Reihe, wie den V860 gedacht.
Der entsprechende Transmitter für Eure Sony-Kamera ist der X1T-S (Amazon: 43 €), welcher HSS ansteuern kann, aber auch TTL bei den Mark II Modellen bereits unterstützt. Mit ihm ist eine direkte Kontrolle und Umstellung möglich.
Unverzichtbar ist auch dieses kleine Utensil, Q-Typ Multifunktions-Clip (Amazon: 8.41 €), mit dem Ihr Euren Battery-Pack PB960 an einem Stativ solide befestigen könnt.
Wenn man den Bare-Bulb nicht nur auf einem Standard-Stativ verwenden möchte, ist der AD-S13 (Amazon: 19.99 €), ein ausziehbarer Stativ-Stab eine tolle Erweiterung. Ihr seid damit sehr flexibel und könnt damit den Blitz auch über das Motiv bringen. Ich
verwende Ihn gern bei mobilen Gruppenshootings, wie bei Sport-Events.
Des Weiteren verwende ich das Y-Kabel DB-02 (Amazon: 8.99 €). Mit diesem Kabel halbiert Ihr die Recycling Zeit Eures AD180/360, was bei schnellen Shootings sehr komfortabel ist. Ohne Kabel beträgt die Recycling Zeit, bei voller Leistung ca. 4.5 Sekunden, mit Kabel ca. 2 Sekunden.
Um farbige Akzente zu setzen, könnt Ihr die AD-S11 Farbfolien verwenden. Es sind sehr stabile und rubuste farbliche Einlager aus Plastik, bei welchen ich keine Bedenken habe, dass ich Sie viele Jahre nutzen
kann. Im Lieferumfang ist außerdem ein Mini-Grid enthalten. (Amazon: 10.95 €)
Wenn man sehr oft mit dem Gerät unterwegs ist kann ich den AD-S15 (Amazon: 4.02 €) empfehlen. Dies ist ein Transportschutz für die freiliegende Blitzröhre.
Technische Daten:
Lieferumfang:
1 x Blitzgerät AD360
1x Energieeinheit
1x wechselbarer 4500 mAh Akku
1x Verbindungskabel Blitz-Akku
1x Tragegurt für Akku-Pack
1 x Ladekabel
1 x Standardreflektor
1 x Reflektorfilter
1 x Blitzlampe
1 x Blitzständer
1 x Schutzbeutel
1 x Anleitung (Englisch)
Hier nochmal eine in Stichpunkten zusammen gefasste Pro und Contra Liste:
Pro
Contra
Fazit
Meiner Meinung nach ist der Godox AD360 ein Leistungsstarker Bare-Bulb mit einem hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis, trotz kleiner Abstriche (fehlendes
Einstelllicht und unzureichendes Fokus-Licht). Das man die in 1/3 Blendenstufen sehr fein justierbare und wahrnehmbare Lichtmenge einstellen kann macht das Arbeiten mit dem AD360 Mark I sehr
komfortabel. Das ist bei vielen Studioblitzen nicht der Fall!
Die Akkuleistung ist beeindruckend und reicht auch für lange Shootings aus. Der Blitz ist stabil und sehr solide verarbeitet. Obwohl Godox eine chinesische Firma ist, wird hier Qualität groß geschrieben. Die Geräte können sich vom Material und haptisch mit den große Markenherstellern messen.
Der AD360 Mark I verfügt zwar nicht über TTL, dafür aber über eine zuverlässige HSS-Funktion. Fehlzündungen habe ich trotz exzessiven Einsatzes noch nicht erlebt.
Und mittlerweile hat er weit über 5000 Auslösungen erbracht.
Man kann reichhaltiges und günstiges Zubehör erwerben, welches das Gerät noch flexibler macht. Auch die zuverlässigen, fernbedienbaren Funklösungen und die ungemein kurzen Recycling Zeiten sind absolut überzeugend.
Ich empfehle das Gerät gleich mit Akku Pack zu erwerben, da der Nachkauf meist teuerer ist und man das Gerät ohne Akku nicht nutzen kann.
Daher kann ich ruhigen Gewissens den Godox AD360 Mark 1 empfehlen. Hier bekommt man ohne Leistungsschwankungen viel Licht für sein Geld !
Stand Mai 2018