High- und Lowkey Fotografie Techniken
Um Euch etwas mehr Würze in den Fotoalltag zu bringen, dachten wir uns Euch ein paar interessante und einfache Techniken vorzustellen, mit denen Ihr Eure Fotos in neuem Licht erscheinen lassen könnt.
Was ist eigentlich ein Highkey oder Lowkey Foto ?
Bei High- und Lowkey Aufnahmen geht es maßgeblich um die Lichtstimmung.
Ursprünglich kommen diese Aufnahmetechniken aus den frühen Anfängen des Films. Da es sich um Stummfilme handelte mussten sich die Filmemacher etwas einfallen lassen um die Stimmungen der jeweiligen Szene herüber zu bringen.
Ein Highkey Foto ist beherrscht von hellen Bereichen und weißem Hintergrund.
Ein Lowkey Foto ist das Gegenteil eines Highkey Fotos. Hier wird der Hintergrund dunkel gehalten und nur das Motiv ausgeleuchtet.
Bei beiden Techniken kann man mit einer oder mehreren Lichtquellen arbeiten. Das entscheidende ist jedoch die Wahl des Hintergrundes und das Ihr bei beiden Methoden im M (manuellen) Modus Eurer Kamera arbeitet! Denn die Belichtungsautomatiken würden immer versuchen die Belichtung zu korrigieren und somit das Bild dunkler oder heller wirken lassen.
Empfehlenswert ist es mit ISO 100 oder 200 zu arbeiten. Abhängig vom Rauschverhalten Eurer Kamera kann man auch mit höheren ISO-Werten arbeiten, um beispielsweise die Akkus Eurer Blitze zu schonen und die Recycling-Zeiten niedrig zu halten. Das bedeutet, dass die Blitze schneller wieder einsatzbereit sind.
Alles was Ihr benötigt ist eine Kamera und einen Blitz, den Ihr entfesselt blitzen lassen könnt. Entfesselt Blitzen bedeutet, dass der Blitz sich nicht auf der Kamera befindet und Ihr mittels eines Funkauslösers den Blitz anderweitig platzieren könnt. (Bild 1)
Wir arbeiten hierbei mit Blitzen und Funkauslösern von Godox und können das System besonders für Sony-Nutzer sehr empfehlen. Es gibt aber auch viele andere Anbieter, wie beispielsweise die original Hersteller, Yongnuo oder Nissin, welche Ihr je nach Gusto oder Kamerasystem nutzen könnt.
Highkey Fotos - Technik
Wenn Ihr eine Highkeyaufnahme machen möchtet gibt es einige Dinge zu beachten. Man kann zwar bei Highkey Aufnahmen mit hartem Licht arbeiten, aber aufgrund des Effektes, durch einen großen Diffusor, wie Softbox oder Fensterscheibe, erhält man ein weiches Licht. Dies Licht bietet sich an Gesichter frisch und faltenfrei erscheinen zu lassen. (Bild 2)
1. Hintergrund
Die Wahl des Hintergrundes ist maßgebend. Ihr solltet einen glatten, weißen Hintergrund wählen. Ein aufgebügeltes Bettlagen oder weiße Wand reichen hier für die ersten Gehversuche völlig aus.
Bei einem Highkey Foto muss nicht zwingend alles Weiß sein. Man kann mit Kontrasten und Farben spielen, bei der Kleidung oder Accessoires.
2. Blendenwahl
Empfehlenswert ist es ein Lichtstarkes Objektiv zu verwenden, also mit einer möglichst großen Offenblende. Aufgrund dessen kann man mit viel Licht arbeiten und den Hintergrund in Unschärfe tauchen. Dieser „Bokeh“ genannte Effekt gibt Euch die Möglichkeit das Motiv allein wirken zu lassen. Dies nennt man auch „Freistellen“. (Bild 4)
Achtet aber auf Überbelichtung! Dieser als „ausbrennen“ bezeichneter Effekt ist bei einem Highkey nicht wünschenswert. (Bild 5) Hier kann das Histogramm sehr hilfreich sein, jedoch bitte beachtet, dass es aufgrund der Aufnahmetechnik sehr stark nach rechts, also zur Überbelichtungsgrenze neigt. (Bild 6)
3. Belichtung
Wir sprechen in diesem Artikel von der Belichtungszeit, diese ist gleichzusetzen mit der Verschlusszeit an Eurer Kamera.
Da aufgrund des Preis-Leistungsverhältnis sich bei allen Kamerasystemen ein 50 mm F1.8 anbietet, sollten viele von Euch dieses besitzen oder auf Dauer in Erwägung ziehen es sich zuzulegen. Denn das 50 mm F1.8 ist ein All-Rounder, welchen man vielseitig einsetzen kann und besonders in diesem Fall für Portraitaufnahmen geeignet ist.
Ansonsten solltet Ihr mit der größtmöglichen Blende Eures Objektives arbeiten. Dies wäre bei den meisten Kit-Objektiven F3.5. (Bild 7)
Man muss nicht zwingend einen Blitz verwenden. Um einen schönen weißen Hintergrund, ohne Blitz zu erzeugen ist zu beachten, dass die Belichtungszeit kleiner 1/60 Sekunde sein muss. Hierbei besteht die Gefahr unscharfe Bilder durch Bewegungsunschärfe zu erzeugen. Dem entgegenwirken könnt Ihr indem Ihr mit einem höheren ISO-Wert arbeitet, um so eine kürzere Belichtungszeit zu erreichen. Bei starkem Seitenlicht durch die Sonne, beispielsweise das Motiv befindet sich vor einem Fenster, kann man auch mit kürzeren Belichtungszeiten, bei niedrigen ISO-Werten arbeiten. Empfehlenswert ist mindestens 1/160 Sekunde um möglicher Bewegungsunschärfe vorzubeugen. Dies gilt auch bei der Verwendung eines Blitzes! (Bild 8)
Wenn Ihr mit einem Blitz arbeitet, könnt Ihr so das Motiv besser ausleuchten und die Belichtungszeit entsprechend niedrig halten. Bei Verwendung eines zweiten oder mehrerer Blitze, was wir empfehlen, könnt Ihr den Hintergrund mit dem zweiten Gerät „Weißblitzen“. Das bringt Euch leichter und schneller zu besseren Ergebnissen. (Bild 9)
Testet Euch an die gegebenen Lichtverhältnisse heran, indem Ihr mit den ISO-Werten spielt.
Lowkey Fotos Technik
Vom Equipment her müsst Ihr zur Highkey Aufnahme nicht viel umstellen. Im Gegensatz zum Highkey Foto erzeugt ein Lowkey den Effekt von Charakterportraits. Falten sind klar zu erkennen und alles sieht kerniger aus. Ihr könnt aber auch mit weicherem Licht, durch einen größeren Diffusor, sprich größerer Softbox arbeiten. Somit sind auch bei Lowkey Aufnahmen weiche Lichtverläufe möglich, was man beispielsweiße dabei hilft weibliche Konturen hervorzuheben. Dies gilt für Portrait- oder auch Akt-Aufnahmen.
Der Aufnahmeort muss dabei nicht zwingend komplett dunkel sein. Wenn Ihr ein Testfoto ohne Blitz macht und das Bild schwarz ist, könnt Ihr sicher sein, dass kein Umgebungslicht einfällt!
1. Hintergrund
Um ein Lowkey Foto zu erzeugen solltet Ihr einen dunklen Hintergrund verwenden. Er muss zwar nicht zwingend schwarz sein, aber es ist dennoch von Vorteil. (Bild 10)
Bei grauen Hintergründen kann man durch Anpassung der Belichtungszeit und Einfallswinkels des Lichts den Hintergrund trotzdem schwarz erscheinen lassen.
2. Blende
Da man so wenig Licht, als möglich auf dem Hintergrund abgebildet haben möchte, damit er wirklich schwarz ist, benutz man eine kleine Blende. Hier kommt es darauf an was ihr fotografiert und wieviel Ihr scharf darstellen wollt.
Bei einem Portrait empfiehlt es sich ab Blende 8 aufwärts zu fotografieren. So werden Gesichter bis über die Ohren scharf gestellt.
Wenn man den Portrait einen Offenblenden-Charakter geben möchte beachtet bitte, dass ihr entsprechend weniger Licht benötigt, sonst sieht man aufgrund des vielen
einfallenden Lichts den Hintergrund. Dies bewerkstelligt Ihr durch das verkürzen der Belichtungszeit.
Das Licht könnt Ihr noch besser steuern, wenn Ihr Eure Softbox mit einem Grid verseht. Somit grenzt Ihr stark das auf die Seiten streuende Licht ein. (Bild
11)
3. Belichtung
Bei der Belichtungszeit kommt es auf verschiedene Faktoren an. Es bietet sich hier wieder an eigene Erfahrungen zu sammeln und verschiedene Kombinationen von Belichtungszeit und Lichtstärke auszuprobieren.
Ein Lowkey Foto ist sehr schwer ohne Blitz zu erzeugen, daher ist ab hier ein Blitz absolut erforderlich. In unseren Artikeln zu Blitzgeräten haben wir einige interessante Geräte vorgestellt. Diese Artikel könnten Euch somit ebenfalls interessieren.
Bei Verwendung eines Blitzes empfiehlt es sich die kürzeste mögliche Synchronisationszeit zu verwenden. Abhängig vom Kameramodell mit dem Ihr arbeitet, gibt es zwei
gängige Synchronisationszeiten, 1/160 Sekunde und 1/250 Sekunde. Dies ist die kürzeste mögliche Belichtungszeit, welche Eure Kamera mit dem Blitzgerät zulässt, außer Ihr arbeitet mit einer
Mittelformatkamera. Die Information hierzu findet Ihr in der Bedienungsanleitung Eurer Kamera.
Auch hier hilft Euch das Histogramm. Im Gegensatz zum Highkey Foto wird das Histogramm nach Links zur Unterbelichtung ausschlagen.
Was die Ausrichtung des Lichts betrifft könnt Ihr mit verschiedenen Anordnungen und Winkeln variieren, ganz abhängig davon welchen Effekt Ihr erzielen möchtet.
Bei Lowkey Aufnahmen lohnt es sich mit mehreren Lichtquellen zu arbeiten. Ihr könnt somit einen Blitz von vorn links oder rechts kommen lassen und diagonal dazu einen zweiten Blitz von hinten schwächer blitzen lassen, um so ein Highlight auf den Hinterkopf und die Schulter zu geben.
Um das Gesicht, auf der Lichtabgewandten Seite nicht im schwarz verschwinden zu lassen, könnt Ihr diese Seite ganz einfach mit einem Reflektor aufhellen. Natürlich kann man diesen auch weg lassen, um somit eine düsterere Stimmung zu erzeugen.
Das ganze kann man mit einem Glow versehen, auch als Rim Light bezeichnet, indem man mit
zwei Blitzen diagonal von hinten blitzt.
Probiert es einmal aus.
Stand Mai 2018